Test: Thief (2014)

Die Neuauflage der alten Spielklassiker Thief ist seit kurzer Zeit auf dem Markt und führt zu einer (mehr oder weniger) hitzigen Kontroverse verschiedenster Reviewer und vor allem Spieler. Der Publisher Square Enix hatte vorab viel versprochen und es sollten alte Fans der ursprünglichen Spielreihe genauso zufrieden gestellt werden wie neue Spielergemeinschaften einen leichten/zufrieden stellenden Zugang zum Thief Universum erhalten sollten.

Was ist nun daraus geworden? Wieviel alter Thief ist im neuen Thief? Und dabei werfen wir auch gleich einen Blick auf die verwendete Technik, stimmt das Verhältnis Grafik – Leistung?

thief intro

Einführung – Vergessene Zeiten

Das erste Thief Dark Project: Der Meisterdieb erschien 1998. Es wurde von Looking Glas entwickelt, welche auch selbst die Engine entwarfen. Das Spiel galt und gilt als Meilenstein der Spielgeschichte für dieses Genre. Leider verhielt sich dies nicht so mit der Grafik, diese war selbst für damalige Verhältnisse schon nicht mehr zeitgemäß.

Im Jahr 2000 folgte Dark Project 2: Metal Age. Ebenfalls wieder von Looking Glas entwickelt und genauso (leider) wieder basierend auf derselben Engine. Während der erste Teil noch etwas actionlastiger war, wurde im zweiten Teil deutlich darauf geachtet das Schleichen weiter in den Vordergrund zu stellen und viele Kritiken der Spieler des ersten Teils wurden berücksichtigt und umgesetzt.

Die Entwickler Ion Storm haben dann 2004 den dritten Teil auf den Markt gebracht Thief: Deadly Shadows und auch gleich eine andere (zeitgemäßere) Engine genutzt, die Unreal Engine 2. Dieser Teil bot eine größere Spielwelt, welche im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen weitestgehend frei begehbar war.

Allerdings wurde das Konzept (auch durch den Wechsel der Engine, was andere Möglichkeiten/Gegebenheiten mit sich brachte) etwas abgeändert, was vielen Fans der alten Teile damals schon nicht gefiel.

Eidos Montreal veröffentlichte 2009 die Arbeit an Thief 4, welches nun 2014 fertig gestellt wurde und auf den Markt kam. Was es damit auf sich hat wollen wir hier klären.

Thief Heute – Noch ein Dieb in diesem Spiel

Eine Neuauflage eines Spieles auf den Markt zu bringen, was vor etwa 16 Jahren als Meilenstein galt und selbst der letzte Teil rund 10 Jahre zurück liegt, ist an sich schon keine leichte Aufgabe. Dazu kommt das Genre selbst, Publisher wollen eine möglichst große Spielergemeinschaft ansprechen und dürfen in diesem Fall gleichzeitig Kenner der Serie nicht vor den Kopf stoßen. Und um es auch gleich auf den Punkt zu bringen, geschafft hat Eidos Montreal dies alles mit dem neuen Thief nicht.

Man merkt dem Spiel an gewissen Stellen an, dass es versucht den alten Teilen treu zu bleiben. Genauso merkt man es wieder an anderen Stellen, dass durch Neuerungen und Anpassungen versucht wurde Thief für eine breitere Spielergemeinschaft umzusetzen.

Und das Fatale dabei ist, es bleibt in beiden Richtungen bei den Versuchen, es fehlt die konsequente Symbiose! Man hätte mit mehr Herz und Schweiß das alte Thief in die heutige Zeit einarbeiten müssen.

Doch sei an dieser Stelle auch gleich gesagt: Schlecht ist das neue Thief aber durchaus nicht, im Gegenteil! Gibt man dem Spiel eine Chance und lässt sich darauf ein, erwartet einen eine wirklich schöne Spielwelt mit netten Ideen/Umsetzungen und einem heutzutage sehr selten zu bekommenden Spielstil. Über kleinere Fehler sollte man hinwegsehen können (aber bei welchem Spiel muss man das nicht) und ein paar Dinge sollte man vorab berücksichtigen:

  • Thief sollte unbedingt auf Englisch gespielt werden! Die deutschen Sprecher klingen manchmal so als hätten sie 3 Valium eingeschmissen und dann ist ihnen eingefallen sie müssen ja noch schnell den Text vorsprechen. Darüber hinaus ist es an vielen Stellen nicht einmal synchron. Die Atmosphäre leidet einfach zu stark unter der deutschen Sprachausgabe.
  • Wer die alten Spiele kennt, bitte in keinster Weise mit dem Gedanken an das neue Thief gehen, diese damit vergleichen zu wollen. Neuere Schleichspiele gibt sehr wenige, gute noch weniger und mit diesem Szenario …man sieht worauf es hinaus läuft. Thief ist da eine Ausnahme, man muss ihm aber wie gesagt erst eine Chance geben.
  • In den Optionen findet man unter den Schwierigkeitsgraden Schurke (Leicht), Dieb (Mittel) und Meister (Schwer) auch noch einen weiteren Punkt um sich auf Basis einer dieser Schwierigkeitsgrade sämtliche Punkte selbst anzupassen. Dies sollte unbedingt genutzt werden! Denn genau an dieser Stelle hat man die Möglichkeit hieraus ein wirklich gutes/herausforderndes Spiel zu machen (an späterer Stelle auch etwas mehr dazu).
  • Das neue Thief lässt sich auf zwei Weisen spielen, als Dieb oder Assassine. Das wurde erheblich verpatzt, wir spielen Thief und nicht Assassine`s Creed oder Dishonored, ein Assassine hat hier nichts verloren! Zum einen sollte man sich dieses Ziel selbst setzen und zum anderen eben durch die genannten Custom-Optionen dagegen Maßnahmen ergreifen, was problemlos möglich ist.

Das Testsystem und die Einstellungen

Folgend bekommen wir einige Screenshots zu sehen, die meisten auch gleich mit Werten zu der Hardwareanforderung versehen. Verwendet wurde dazu folgendes Testsystem:

  • Intel i7-3770K @ 4.4GHz
  • EVGA GTX 780 Ti SC 3GB @ Max TT & PT
  • 16GB RAM 1866MHz CL9
  • Sea Sonic Platinum Series SS-660XP2
  • ASUS VG278H @ 1920×1080 @ 120Hz

Wenn nicht anders angegeben wurden die maximal möglichen Einstellungen gewählt mit dem maximalen 110% Sichtfeld und VSync ist an (was also maximale 120 Fps ermöglicht). Es folgen aber an entsprechender Stelle einige Vergleichswerte wenn man die Details etwas reduziert.

Umsetzung, Technik und Möglichkeiten

Fangen wir bei den Settings an. Es lassen sich wie gewohnt allerhand Anpassungen vornehmen, welche auch über ein Preset fest definiert ausgewählt werden können:

Thief Setup

Zu beachten gibt es dabei allerdings, wählt man das höchste Preset „Very High“ aus werden 8xAF eingestellt, um somit auf die 16xAF zu kommen muss man selbst Hand anlegen. Über die Option Display lässt sich auch unser 120Hz Monitor direkt einstellen, sehr schön.

Im Spiel sollte man ebenfalls noch einmal in die Optionen gehen, dort hat man die vorab gegebenen Einstellungen genauso und zusätzlich lässt sich das Sichtfeld erweitern. Die maximalen 110% sind gegenüber den voreingestellten 90% ein sehr angenehmer Zuwachs:

Thief Setting

Die genannte genaue Anpassung des Schwierigkeitsgrades erscheint natürlich unter „New Game“ und wie erwähnt lassen sich dort allerhand Anpassungen vornehmen. Von der Möglichkeit nur nach Kapiteln abzuspeichern über keine Fokus Verwendung bis hinzu keine Tötungen erlaubt oder kein Schaden darf genommen werden, ist dort alles machbar.

Dies ist euer Schlüssel Thief nicht nur nach euren Wünschen anzupassen, sondern eben daraus ein deutlich besseres Spiel zu machen (man kann es nicht oft genug erwähnen).

Thief Custom 1

Thief Custom 2

Dunkelheit ist euer Freund und das wichtigste im ganzen Spiel, verstecken, schleichen, den richtigen Moment abwarten. Schlösser und Türen knacken, Fallen umgehen oder abschalten. Im schlimmsten Fall ein Wache bewusstlos schlagen, doch die Herausforderung liegt im Ausweichen und Ablenken.

Somit bewegt man sich sehr oft durch dunkle Gassen:

Thief Gasse

Wo man auch gleich sieht, dass die Grafikkarte zwar stark beansprucht wird, aber keine Probleme durch sehr hohe Frames hat. Oder sich eben durch VSync am 120Fps Limit bewegt und auch etwas weniger belastet wird. Die CPU hat sogar recht wenig zu tun.

Thief Gasse 2

Sehr oft ist man auch in dunklen Gebäuden unterwegs um sie entweder auszurauben oder Missionen zu erfüllen:

Thief Avarage 2

Dort wo man sich also im Spiel über am meisten aufhält, in überschaubaren Umgebungen mit viel Schatten, hat das Spiel keine zu hohen Anforderungen. Durchaus lastet es auch eine GTX 780 Ti aus, aber auch Grafikkarten darunter haben mit den höchsten Einstellungen bei entsprechend weniger Frames keine Probleme. Das gilt umso deutlicher für den Prozessor, der i7-3770K auf 4.4GHz langweilt sich fast schon.

Thief Avarage

Befindet man sich allerdings im Freien, vorzugsweise auf den Dächern der Stadt wo das gesamte Spielgeschehen seinen Ausgangspunkt hat, sieht die Sache wieder etwas anders aus. Thief verlangt da einer Grafikkarte schon einiges ab unter dem maximal Möglichen:

Thief Low

Dies lässt sich auch auf dem Boden reproduzieren und ist wie man jetzt feststellt stark lichtabhängig, sind viele oder „aufwendigere“ Lichtquellen vorhanden sinkt die Framerate ab, was ja auch logisch ist.

Thief Low 2

Dem aufmerksamen Leser bzw. Beobachter sind aber wohl auch die hohen VRAM-Werte aufgefallen! Ja, Thief benötigt im Schnitt ~ 2500MB VRAM, was schon eine ganze Menge ist.

Bedenkt man dabei, dass es keine Open-World ist (auch wenn zumindest in der Stadt relativ viel Freiraum besteht) und die Grafik zwar gut ist, aber auch nicht überragend oder besonders erwähnenswert genauso wenig wie die Weitsicht, erschreckt einen dieser hohe Wert schon fast. Denn die 3GB VRAM der verwendeten Grafikkarte hier können ohne weiteres verbraucht werden:

Thief Max VRAM

Dies hätte man technisch gesehen mit Sicherheit besser umsetzen können (was genügend andere Spiele auch zeigen), denn selbst wenn man nun das Sichtfeld auf die Standard 90% runtersetzt und die 8xAF des Presets „Very High“ nimmt, ändert das nichts an diesem VRAM-Verbrauch.

Man stellt nur fest, dass logischerweise die Frames höher sind. Ausserdem sehr gut zu erkennen was den Unterschied des Sichtfeldes 90% – 110% ausmacht, der Screenshot 3 Bilder weiter oben wurde von der gleichen Position aus gemacht. Diese Stelle im Spiel stellt übrigens mit das anspruchsvollste im gesamten Thief an die Hardware da!

Thief 8AF 90FoV 2

Der Spielablauf und die Story

Schleichen ist also das A und O in Thief, wenn man es wie ein Dieb spielt. Klettern steht dabei genauso an der Tagesordnung, und beides läuft bei Thief sehr gut von der Hand. Um höhere Hürden zu überwinden muss man nach Festhaltepunkten Ausschau halten oder z.B. auch Pfeiler an denen man mit Hilfe seines Bogens ein Seil anbringen kann.

Schade ist hier, dass man auf diese Pfeilerpunkte angewiesen ist und nicht wie im alten Thief an allen Holzoberflächen sein Seil anbringen kann. Allerdings sind eben genau dies kleinere Fehler über die man hinwegsehen muss, auch da es für das Spiel selbst keinen großen Unterschied machen würde wenn man es denn könnte (dafür hätte wieder der ganze Levelaufbau anders sein müssen).

Als Dieb ist man auf Beute aus. Das funktioniert weitestgehend ebenfalls gut, Schmuckstücke und allerlei Wertvolles findet man an allen möglichen Ecken und in allen möglichen Schubladen. Mit etwas Glück ist auch ein richtiges Prachtstück dabei, welches Garret (unser „Held“) nur zu gerne in seine private Sammlung aufnimmt. Diese lässt sich in seinem Unterschlupf jederzeit besichtigen.

Durchstöbert man die Stadt nach neuen Orten und Gewinn bringenden Gegenständen, trifft man auch immer wieder aber selten auf Wohnungen in welche man durch deren Fenster einbrechen kann, diese haben einen blauen Schimmer am unteren Rand.

Hier muss man wieder ein Auge zudrücken können, diesmal gern auch etwas kräftiger. Warum gibt es davon nur so wenige, also warum nicht einfach (fast) alle Wohnungen durchsuchen können? Dann könnte man sich auch gleich diesen blauen Hinweisschimmer sparen! Andererseits muss erwähnt werden, es gibt ansonsten wirklich viele Geheimnisse zu entdecken. Schlupflöcher, Geheimgänge, versteckte Wege und wieder einen Schalter gefunden der neues offenbart. Teilweise muss man schon genau suchen und vor allem hinsehen um alles zu entdecken.

Beim Schleichen, Klettern und Stehlen fällt einem dann schnell auf, Garret kann nicht frei springen, zumindest nicht überall auf Kommando. Garret kann springen, aber nur da wo ein Sprung auch spielerisch Sinn macht. Absätze runter springen, von Seil zu Seil, Balken zu Balken, in tiefere Abgründe, von einem Haus zum anderen Haus, über Hindernisse, überall kann man hinspringen (man kann auch über einen Rand springen und zu tief fallen, was Lebensenergie kostet oder gleich zum Tode führt).

Aber einfach auf dem Boden stehen und in die Luft springen, das funktioniert nicht. Warum? Das bleibt wohl ein Rätsel. Einfach der Freiheit wegen hätte man eine Sprungtaste mit einbauen können.

Spielerisch merkt man es kaum, da wo man es braucht funktioniert es und da wo man es nicht braucht schleicht, geht oder rennt man. Die Leertaste wird hier also zum „huschen“ verwendet. Dies ist ein wichtiger Aspekt im Spiel um ungesehen schnell eine kurze Distanz zu überwinden.

Dadurch das Garret auch über Ausdauer verfügt (nicht sichtbar), lässt sich dies natürlich auch nicht unendlich oft hintereinander machen und hat immer einen kürzeren Stopp bevor es noch einmal ausgeführt werden kann (die Ausdauer wirkt sich somit auch auf das Rennen aus).

thief intro

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist der Fokus. Garret erhält (Story bedingt) einige Fähigkeiten, welche Fokusenergie verbrauchen und auch erst einmal nach und nach freigekauft werden müssen. Für das Spiel sind diese Fähigkeiten eigentlich unwichtig da die meisten Kampfsituationen verbessern, man braucht davon also nichts. Einzig die Fähigkeit des Sehens ist z.B. beim ersten Durchspielen nützlich.

Damit werden interaktive Objekte im Sichtfeld bläulich hervorgehoben, was einem doch manches Grinsen abgewinnt wenn man dadurch doch noch etwas entdeckt hat, was man sonst übersehen hätte. Dieser Fokus lässt sich aber ebenfalls in den anpassbaren Optionen komplett abschalten, und dies sollte man auch zumindest beim zweiten durchspielen machen.

Über die Story wollen wir hier natürlich nicht wirklich sprechen, da es nur zu Spoilern führen würde. Aber es sei gesagt, die Zeit, in der unser Geschehen stattfindet, ist weiterhin die der Ritter und Schurken, der Grafikstil und einige erzählerischen Elemente zweigen das Gesamte dann in den Steampunk ab.

Aber auch schon die alten Thiefteile haben dahingehend Ansätze gehabt, wenn auch nicht stark. Als Negativpunkt ist dies also absolut nicht zu sehen. Die Story selbst ist nichts besonders Gutes, aber ebenso auch nichts besonders Schlechtes. Mit den ganzen Nebenmissionen bietet alles dem Spieler unterhaltsame Kost.

Die Spielzeit ist stark Spielerabhängig. Nutzt man aber die bereits mehrmals erwähnten anpassbaren Optionen und spielt Thief so, wie man einen Dieb spielen sollte, also leise, unbemerkt und heimlich, so kommt man mitsamt den Nebenmissionen aber auf eine überdurchschnittlich lange Spielzeit.

Setzt man sich dann noch als Ziel, Missionen möglichst so zu beenden, dass die Herausforderungen abgeschlossen werden und sucht dabei überall nach den verstreuten Schätzen, dann wird aus überdurchschnittlich lang sogar problemlos sehr stark überdurchschnittlich lang.

Wie man hier herausgelesen hat, lässt sich das Spiel auch zusätzlich als Assassine spielen, was zwar an und für sich am Sinn und Zweck eines Thiefs vorbei geht, aber hat man z.B. das Spiel beendet, auch evtl. schon ein zweites Mal, und möchte nun eben einmal die Spielwelt aus einer anderen Sicht erkunden, bekommt man damit noch einmal eine Möglichkeit den Wiederspielwert von Thief zu erhöhen.

Zusammenfassung

Lohnt sich also der Kauf von Thief? Dazu muss man selbstverständlich erst mal das Genre mögen. Man darf nicht zu voreingenommen an das Spiel rangehen und ihm seine Anlaufzeit geben. Außerdem nicht das Spiel starten und einfach loslegen, die Zeit für die Custom-Optionen sollte sein.

Dann ja, durchaus ja, in Thief steckt ein wirklich gutes Spiel. Es hätte besser sein können, man hätte mehr daraus machen können und es hat seine Fehler, aber das alles macht es nicht schlecht. Es bietet einem im Gegenzug auch viel und vor allem bietet es einem eine eher Seltenheit an Spiel-Scenario.

Hat man seinen Spielfluss gefunden und sich mit der Welt angefreundet macht es diebischen Spaß durch die Schatten zu huschen und Schätze abzustauben! Es hat einige große Momente wo es ihm gelingt genau den richtigen Nerv zu treffen und wenn man über einige Fehler hinweg sieht bzw. sich an diesen nicht stören lässt, hat man lange Zeit seinen Spaß damit.

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